Wanderwege gibt es in Südtirol in rauen Mengen, doch nur hier findet man auch eine ganz besondere Art von Wegen, für die viele extra nach Südtirol kommen: die Waalwege. Waale sind künstlich angelegte Kanäle und Wasserläufe, durch die das Wasser aus den Bergen auch auf Wiesen und Weiden geleitet werden konnte, die sonst von der natürlichen Bewässerung vergessen wurden. Auf diese Weise konnten auch sonst eher steinige Täler und Hänge zu grünen Wiesen und fruchtbaren Weiden gemacht werden.
Auf einigen Waalwegen brachte man ebenso den Kuhmist zum Düngen mit dem Wasser direkt auf die Felder und Wiesen, einige dienten aber auch nur zur Versorgung der Viehtränken. Da die künstlich angelegten Wasserwege auch gepflegt werden mussten, legte man sie entweder neben bereits bestehenden Wegen an oder nutzte den ausgehobenen Boden gleich dazu, um nebenher einen Weg zu ebnen. Und so entstanden diese lauschigen Wander-Wasser-Wege, auf denen es im Schatten ihrer Bäume im Sommer noch erfrischender ist als unter Markisen.
Eng mit der Geschichte der Waale verbunden ist auch die Geschichte der Landwirtschaft in Südtirol. So mussten sich die sonst sehr auf ihr Eigen bedachten Bauern des Vinschgaus zum Bau solcher Waalwege zusammenschließen und Regeln für deren Nutzung einhalten. Einige Waale verlaufen auch durch Geröll oder unterirdisch, oder sie führen das Wasser über Viadukte über Schluchten und Täler. So wird die schöne Landschaft des Vinschgaus durch ein interessantes Detail bereichert, das es zu entdecken lohnt.
Also: Bevor Sie im Vinschgau in Ihrem Hotelzimmer spät abends den Flächenvorhang zuziehen, erkundigen Sie sich noch in einem Reiseführer oder an der Rezeption, ob es dort Waale in der Nähe gibt, die Sie allein oder in einer Gruppe erwandern können!
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